Glaubenssätze: Wie Denkmuster dein Leben beeinflussen

“Ich schaffe diese Prüfung sowieso nicht.” “Ich bin einfach nicht dazu bestimmt, Erfolg zu haben.”, “Geld verdirbt den Charakter”. Hast du solche Dinge schon mal gedacht? 

Solche Aussagen, die wir uns selbst manchmal wie ein Mantra vorpredigen, nennt man Glaubenssätze. Es sind Überzeugungen, die ganz tief in unserem Unterbewusstsein verankert sind und dort unser Denken, Handeln und Fühlen beeinflussen. Neben den oben genannten Negativ-Beispielen gibt es natürlich auch positive, hilfreiche Glaubenssätze. 

In diesem Artikel werde ich dir zeigen, was Glaubenssätze genau sind. Wir werden uns ansehen, woher sie kommen und in welchen Arten sie unterschieden werden können. Außerdem werde ich dir zeigen, was du selbst tun kannst, um deine Glaubenssätze zu erkennen und sie so zu ändern, dass sie dich pushen, anstatt dich zu auszubremsen. 

Was sind Glaubenssätze?

Tony Robbins betrachtet Glaubenssätze in seinem Buch “Das Robbins Power Prinzip” als Tisch. Die Tischplatte repräsentiert dabei eine Vorstellung, die man über sich oder die eigenen Fähigkeiten hat. Damit der Tisch steht, braucht es aber noch Tischbeine, die die Platte, oder in unseren Fall die Vorstellung, tragen. Diese Tischbeine entstehen aus Referenzerlebnisse. Je mehr Referenzerlebnisse die eigenen Vorstellungen unterstützen, desto stabiler ist der Tisch. Andersrum kann ein “schlechter” Tisch auch zu Fall gebracht werden, indem man ihm das Fundament entzieht. 

Oft sind Glaubenssätze dermaßen tief in uns verwurzelt, dass wir sie als absolute Wahrheiten hinnehmen, die nicht hinterfragt werden können, manchmal sogar nicht hinterfragt werden dürfen. Dabei verhalten sich vor allem nicht hilfreiche Glaubenssätze wie Parasiten, die alles tun, um sich selbst zu erhalten. Sie sind extrem anpassungsfähig und oft logisch nicht widerlegbar, da die eigene Argumentation so verbogen wird, dass sie den Glaubenssatz bestätigt. 

Woher kommen sie?

Die meisten Glaubenssätze entstehen in der Kindheit. Als Lebensregeln können sie uns helfen, unsere Umwelt besser zu navigieren. Geprägt werden sie durch Wiederholung, Autoritäten oder bestimmte Prägungssituationen. Wenn es deinen Eltern also beispielsweise immer sehr wichtig war, was anderen von ihnen denken, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch du diesen Glaubenssatz verinnerlicht hast. 

Auch unserer Gedanken können Glaubenssätze entstehen lassen. Wenn du vor beruflichen Herausforderungen stehst und du dir dabei immer wieder sagst, dass du jedes Problem lösen kannst, dann festigt sich diese Einstellung und wird so zu einem Glaubenssatz. An diesem Punkt setzen auch positive Affirmationen an.

Wie im Kapitel weiter oben erklärt, stützen sich Glaubenssätze auf Referenzerlebnisse, also Erfahrungen. Angenommen, du hast vor 10 Jahren eine bestimmte Stadt bereist. Dort hat es dir, warum auch immer, nicht gefallen. Jetzt bist du überzeugt davon, dass ein Urlaub dort nichts für dich ist, egal ob dir mittlerweile 10 andere Personen erzählt haben, dass sie dort Spaß hatten und es schön war. Irgendwann gibst du nach und reist doch dorthin. Überraschenderweise ist es ganz anders, als du es in Erinnerung hattest. Es gefällt dir sogar so gut, dass du die Stadt noch weitere Male besuchst. 

Du siehst, eine einzelne Erfahrung kann bereits ausreichen, um einen negativen Glaubenssatz auszulösen. Genauso kann aber auch eine einzelne gute Erfahrung dazu führen, dass du einen alten Glaubenssatz über Bord wirfst. Genauso wie Glaubenssätze also entstehen können, können sie verändert werden, man spricht dabei von Neuprägung.

Die Arten von Glaubenssätzen

Glaubenssätze in gut und schlecht einzuteilen ist oft schwierig, da ein Glaubenssatz für einen Menschen als einschränken empfunden werden kann, während er einem anderen Kraft gibt. Um das zu umgehen, solltest du deine Glaubenssätze in hilfreich und nicht hilfreich einteilen. 

Prinzipiell gibt es zwei Arten von Glaubenssätzen:

  • Regeln: Sie funktionieren nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung: Wenn X, dann Y
  • Annahmen: Lassen sich auch als Verallgemeinerungen oder Gebote verstehen, z. B.: Das Leben ist XY; Man darf nicht …, Ich bin …

Beispiele für negative Glaubenssätze

  • Ich schaffe nichts.
  • Wenn ich mich so zeige, wie ich bin, werde ich abgelehnt.
  • Es liegt an mir, dass Menschen mich schlecht behandeln.
  • Wenn ich Menschen an mich ranlasse, dann werde ich nur verletzt.
  • Das Leben ist einfach unfair. 
  • Man darf nicht über Geld sprechen.
  • Ich bin zu dumm / zu jung / zu alt, um …
  • Die anderen sind viel besser als ich.

Beispiele für positive Glaubenssätze

  • Ich bin es wert, liebevoll und mit Respekt behandelt zu werden. 
  • Ich bin glücklich mit mir selbst. 
  • Ich stehe für meine Meinung ein.
  • Ich bin dankbar für mein Leben.
  • Meine Familie und Freunde geben mir Rückhalt.
  • Ich kann selbst dazu beitragen, meinen Körper gesund zu halten.
  • Meine Möglichkeiten bestimme ich selbst.
  • Ich kann und darf mir hohe Ziele setzen. 

Glaubenssätze aktiv verändern

Um Glaubenssätze aktiv zu verändern, muss man sie zuerst identifizieren. Achte dabei auf wiederkehrende Gedanken und Verhaltensmuster, die dein Denken und Handeln immer wieder beeinflussen. Nimm dir einfach mal 20 Minuten Zeit und schreib dir auf, was du über dein Leben, deine Identität, deine Karriere, deine Zeit, dein Geld, deine Beziehungen, Liebe im Allgemeinen, dein Selbstbild und deine Fähigkeiten denkst. 

Hast du deine Glaubenssätze herausgearbeitet ist der nächste Schritt ist das Hinterfragen. Überlege, welche Glaubenssätze dir hilfreich sind und welche nicht. Hast du einschränkende Glaubenssätze erkannt, dann bohre noch etwas tiefer. 

Angenommen, du wurdest in der Schule bei einer Präsentation ausgelacht und denkst, dass das wieder passiert, sobald du vor anderen Menschen redest. Was ist schon passiert, weil du diesen Glaubenssatz hast – hast du dich bei einem Meeting vielleicht nicht einbracht, obwohl du etwas Wertvolles zu sagen gehabt hättest? Mach dir bewusst, was es dich bereits gekostet hat, diesem Glaubenssatz Beachtung zu schenken und welche Folgen es haben kann, wenn du den Glaubenssatz behältst.

Du hast also einen Glaubenssatz gefunden hast, den du verändern willst. Überlege dir nun einen hilfreichen Glaubenssatz, der im gleichen Kontext steht, aber positiv formuliert ist. Du kannst dir auch ein Ritual überlegen, das untermauert, dass du dich von deinem alten Glaubenssatz verabschiedet hast. Deinen neuen Glaubenssatz solltest du dir am besten aufschreiben und irgendwo aufhängen, wo du ihn häufig siehst. Alternativ kannst du ihn auch auf einen kleinen Zettel schreiben, den du dann z. B. in deine Hosentasche oder Handtasche gibst. 

Um neue Glaubenssätze zu etablieren, kannst du wieder an die Metapher mit dem Tisch zurückdenken. Angenommen, du willst den Glaubenssatz “Ich bin gut in XY” stärken. Suche dir Referenzerlebnisse heraus, die diese Annahme bestätigen. Das können Komplimente sein, die du bekommen hast, positives Kundenfeedback, oder ein Projekt, auf das du selbst sehr stolz bist. 

Auch in der Extrameile sind Glaubenssätze immer wieder Thema. Durch die Erfahrungen, die andere Mitglieder teilen, hast du die Chance, deine eigenen limitierenden Glaubenssätze zu erkennen. Gemeinsam unterstützen wir uns dann dabei, neue, hilfreiche Glaubenssätze zu festigen.

Glaubenssätze: Häufige Fragen

In welchem Alter bilden sich Glaubenssätze?

Die meisten Glaubenssätze bilden sich in der (frühen) Kindheit, da Kinder sehr empfänglich für neue Erfahrungen und Eindrücke sind, ohne dabei die Umwelt infrage zu stellen. Glaubenssätze können auch später im Leben entstehen, etwa durch signifikante emotionale Ereignisse. Es ist wichtig zu wissen, dass Glaubenssätze, auch jene, die seit der Kindheit bestehen, verändert werden können, wenn man das will. 

Wie lange dauert es, Glaubenssätze zu ändern?

Wie lange es dauert, Glaubenssätze zu ändern, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Maßgeblich sind hier vor allem die Intensität und Dauer der bisherigen Überzeugung und die Bereitschaft und Motivation zur Veränderung. Es braucht Geduld und Ausdauer, da die neuen Überzeugungen immer wieder “Praxistests” unterzogen werden müssen, um sie zu festigen. Die Veränderung von Glaubenssätzen ist deshalb als kontinuierlicher Prozess zu sehen.